Der 80. Geburtstag der Malerin Barbara Müller-Kageler
am 30. Juni ist ein triftiger Grund, sich als Galerie
wieder einmal der Malerei zu widmen. Als auf die
Skulptur profilierte Galerie brauchte es aber ein
›Alibi‹, das Alibi sind die Steine. So entstand die
Ausstellung »Strand & Steine«.
Mit 26 Strandfiguren aus den Jahren von 1990 bis 2018,
das zentrale Thema im Werk Malerin, steht diese im
Zentrum der Ausstellung.
Gabriele Mucchi (1899 - 2002), Partisan, Kommunist und
als Maler Mitbegründer des »Realismo« nach 1945 in
Italien war von 1956 bis 1961 Professor an der
Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sein zentrales Motiv
waren die Frauen am Strand, wartend auf die Männer auf
See.
Hans Vent (1943 - 2018) studierte an der Kunsthochschule
Berlin-Weißensee bei Gabriele Mucchi. Menschen am Strand
wurde auch bei ihm in vielen Variationen ein zentrales
Sujet, sich damit entziehend aller offiziell gewünschten
Agitation, konzentriert auf die Kultur der Malerei. Sein
großformatiges Bild »Menschen am Strand« aus dem Jahre
1975, ein Auftrag für den Palast der Republik in
Ostberlin, war kürzlich im Potsdamer Museum Barberini zu
sehen.
Barbara Müller-Kageler erhielt ihr Malerdiplom ebenfalls
an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo auch Hans
Vent einen Lehrauftrag hatte.
Auf ihre Weise greift auch sie das Strandmotiv auf,
variiert auf die vielfältigste Weise die dem Betrachter
den Rücken zukehrenden stehenden Gestalten, deren Blick
aufs Meer nur zu erahnen, nicht zu sehen ist, emotional
und kraftvoll komponiert die Formen und Farben, gelassen
stehend, zusammengedrängt im Regen, der Böe trotzend,
selbst ein Hund schließt sich an – unendlich in den
Variationsmöglichkeiten.
Auf ihre Weise entzieht auch sie sich der Doktrin des
sozialistischen Realismus, kultiviert ihre Malerei auf
das Feinste. Später kann sie selbst als Professorin an
der Kunsthochschule Berlin-Weißensee diese Erfahrungen
wieder vermitteln.
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Strandläufer
mit Hund, 2012 / Abendlicher Strand, 2016 / Gegenwind,
2017 |
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Regen, 2014 /
Rot-Weiß gestreift, 2016 / Regenschauer, 2014 |
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Mit gestreiftem Tuch, 2018
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Schwindendes Licht, 2018 /
Strandwanderung mit Hund, 2014 |
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Mit dunkler Figur, 2006
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Strandläufer, 1990 /
Windböe, 2013 |
Ergänzt werden die Strandgestalten durch 13 figurative
Skulpturen aus Marmor und Sandstein.
Emerita Pansowová zeigt »Frau mit Kind«,
»Stehendes Mädchen«, »Hockende« und »Besuch« aus den
Jahren 2014 bis 2017, alle aus Sandstein in der für sie
typischen verknappten Formensprache, Wucht und Zartheit
in sich vereinend. Die tektonische Strenge erinnert an
das Erbe der griechischen Archaik, das die Plastik der
klassischen Moderne entscheidend geprägt hat.
Die größte der ausgestellten Skulpturen von Berndt Wilde
ist »Das verlorene Paradies« aus dem Jahre 2003, 90 x 44
x 30 cm. Seine Skulpturen sind geprägt einerseits durch
den Willen zur abstrakten Form als Träger des Ausdrucks
und andererseits an dem Festhalten am menschlichen
Körper, zumeist am weiblichen Akt zur Konkretisierung
der seelischen Zustände. Diese Gratwanderung beschreitet
er meisterlich.
Sebastian Paul ist der jüngste der Bildhauer. Von
ihm sind fünf Skulpturen aus Marmor, Sand- und Kalkstein
zu sehen, die Körperlichkeit reduziert auf klangvolle,
leichte harmonische Schwünge kontrastiert mit gröberen
abstrakten Strukturen.
E. Pansowová: Frau mit Kind, 2014 / Hockender, 2015 /
Stehendes Mädchen, 2017
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S. Paul:
Gegenfeuer, 2011 / Kargatide, 2010 / Sitzende, 2011 |
B. Wilde: Träumende Ariadne, 1998 /
Am Meer, 2001/
Das verlorene Paradies, 2003 / |
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