|
Der Kunsthandel Dr. Wilfried Karger zeigt neben der
ständigen Ausstellung figurativer Plastik eine
Kabinettausstellung mit Arbeiten von Falko Warmt.
Der Berliner Künstler Falko Warmt wurde 1938 in
Gera/Thüringen geboren und verbrachte seine Kindheit in
Weimar. Ursprünglich chemischer Ingenieur gab er 1978
das gesicherte Dasein in der Akademie der Wissenschaften
der DDR für die Kunst auf und war seit 1979 in Berlin
als freischaffender Künstler tätig. Im gleichen Jahr
wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR.
Seither bewahrte er, phasenweise geradezu
einzelgängerisch, stets seine unbedingte
Eigenständigkeit. Ihn interessieren vor allem die
Eigen-Gesetzlichkeiten der verwendeten Materialien und
die Grundfragen der conditio humanae: das Verhältnis von
Natur und Zivilisation, von Individuum und Gesellschaft,
von Mann, Frau, Erotik und Tod.
Künstlerisch setzt er sich auseinander mit den Großen
der Vergangenheit, vor allem mit Cranach und Dürer, von
den jüngeren vor allem mit Dix und Kubin - doch auch die
griechische Mythologie, die christliche Heilsgeschichte
oder die kulturellen Überlieferungen Asiens regen ihn
an. Zum direkten, gesellschaftlichen Umfeld hingegen
wahrte und wahrt er kritische Distanz. So hielt er der
DDR mit dem Argus-Augen-Motiv und den Käfig-Skulpturen
einen Spiegel vor, nach der Wende sind es vor allem die
»Flex-Männer« und die »Rest-Welten«, die absehbare,
apokalyptische Entwicklungen unserer Konsumgesellschaft
kommentieren. Und auch das Argus-Augen-Motiv gewinnt
neue Aktualität...
für größere Darstellung und
vollständige Werkangaben bitte
auf die Abbildungen klicken |
|
|
|
|
Alpha + Beta, 2013 |
Ober - Unterkopf, 2012 |
Waldgänger mit G-Seite, 2013 |
Köpfe - Zwiegespräch, 2012 |
|
|
|
Restwelt, 2011 |
Lebensband, 2011-2013 |
Übergang mit Schutzengel, 2012 |
Werkaufnahmen: Archiv des Künstlers (8) / Hermann Büchner, Berlin
(8) |
|
|
Formal entfaltet sich das Oevre von Falko Warmt über
alle Kunstgattungen hinweg. Seine Malerei enthält oft
Eincollagiertes, plastische Applikationen verleihen ihr
Relief-Charakter. Seine Skulpturen schweißt er aus
Moniereisen und Drähten zusammen, er montiert Fundstücke
aus Holz und Plastik hinein, legt Farbe darüber, nutzt
die Eigenfarbigkeit der Artefakte für malerisches
Gefasst-Sein - und manche der Draht-Lineaturen verleihen
den Skulpturen einen Charakter von Zeichnung im Raum.
Die eigentlichen Zeichnungen auf Papier schließlich und
die Graphiken frönen geradezu der Linie und erforschen
den Kosmos ihrer Möglichkeiten. Man kann sagen: das
Lineare bildet die Konstante im Werk von Falko Warmt.
In den »Refugien«, den jüngsten Weiterentwicklungen des
post-apokalyptischen »Restwelten«-Motivs seiner Malerei,
stellt Falko Warmt zwei der zahllosen Potentiale der
Linie einander antagonistisch gegenüber: das
chaotische-feine, schützende Gestrüpp freier Striche und
die kristallin-verfestigte, architektonische Ordnung
paralleler Streifen. In der Skulptur formen die
»Waldgänger« Wesenheiten, die sich, wiewohl Abkömmlinge
aus den Abfällen und Resten urbanen Lebensstils, nach
der Stille und Ursprünglichkeit des Waldes sehnen - und
auf geheimnisvolle Weise doch ganz im Hier und Jetzt
zuhause sind. Beide Gattungen, Malerei und Skulptur,
registrieren metaphorisch Tendenzen der Gegenwart und
zelebrieren die kreative Kraft von Umdeutung und
Transformation
Christoph Poche, 2013
Langfassung des
Textes als PDF
|
|
links:
Köpfe immer fit, o. J.
Mitte:
Tentakel, 2011
u.v.l.n.r.:
Silhouette I, 2009
Refugium, o. J.
Silhouette II, 2009 |
|
|
|
|
Quartett, 2010 |
Die Sonne, der Löwe
und ich, o. J. |
Argonauten - Ewig Suchende, o. J. |
Engel III, 2010 |
Falko Warmt
wurde 1938 in Gera (Thüringen) geboren, seine Kindheit
verlebte er in Weimar.
1955 unternimmt er erste autodidaktische Malversuche und
in den Jahren 1961/62 ist er Schüler des Malers Otto
Müller in Halle an der Saale. 1962 beendet er sein
Ingenieurstudiums im Fachgebiet chemische Technologie an
der Ingenieurhoch-
schule Köthen. 1963 wird er wissenschaftliche
Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften Berlin,
im Bereich Physikalische Chemie, in der Abteilung von
Prof. Dr. rer. nat. habil. Öhlmann.
Ab 1978 lebt Falko Warmt als freischaffender Künstler in
Berlin und hat 1987 seine erste große Einzelausstellung
in der »Galerie Unter den Linden« in Berlin. Es folgen
mehrere Arbeitsaufenthalte in Frankfurt/Main und in
London. 1990 beginnt seine Arbeit an großformatigen
Materialbildern. Es entstehen vor allem aus
Japanpapieren und Materialcollagen gefertigte Seelen-
und Metamorphosenbilder. 1990 – 1995 hat er mehrere
Arbeits- und Studienaufenthalte in Südafrika, zeitweise
ist er in Kapstadt ansässig.
Ab 2000 entstehen eine Vielzahl von Öl- und
Materialbildern, so zum Beispiel die Serien Argos- und
Janusköpfe, sowie Eisenplastiken, zum Beispiel die Serie
»FLEXMEN«.
2003 beginnt Falko Warmt die großformatige Bilderserie »P.S.
Eilbriefe«, 2008 bearbeitet er die Themen »Runen und
andere Zeichen« sowie »Hesperiden«. 2012 setzt er sich
mit der künstlerischen Poetik des Waldes in Verbindung
des Menschen zur Natur auseinander. Dabei entstehen
phantasievolle Holzplastiken, die sogenannten
»Waldgänger« – die Schutzgeister der Wälder. Seit 2011
beschäftigt er sich mit dem künstlerischen Thema der
»Restwelten« als reliefartige collagierte
Materialbilder. Falko Warmt lebt und arbeitet in Berlin. |
|