Anna Martha Napp, 2018 · Foto: privat
1982 geboren in Wismar, 2001 Abitur, 2003 Studium der
Bildhauerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
bei Prof. Bernd Göbel, 2011 Diplom, anschließend
freiberuflich tätig als Bildhauerin in Maßlow bei Wismar,
2012 Mitglied im Künstlerbund Mecklenburg-Vorpommern (BBK),
Mitglied in der Gemeinschaft Wismarer Künstler und
Kunstfreunde e. V.
»Ich wurde in Wismar geboren und bin in einem kleinen Dorf
umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern aufgewachsen. Meine
Eltern sind beide Künstler und ich habe meine Kindheit
zwischen Hühnern, Enten, Hunden, Katzen, Pferden, Theater,
Plastiken und Bildern verbracht.« Anna Martha Napp
Großmutter, Büste, 2011
Seit vielen Jahren
schätze ich in der Bildenden Kunst das
Nicht-Ausgedachte, das Figürliche und die Stille.
Der Mainstream mit dem Hunger nach Neuem aber
beachtet dieses kaum, denn dem Unspektakulären
mangelt es an Lautstärke.
Die Werke von Anna Martha Napp aber zeigen Präsenz
aus der Lautlosigkeit heraus.
In ihnen haben wir ein stilles Gegenüber in
Dialogbereitschaft.
Wir müssen nur innehalten und schauen. Das
Figürliche und die Einladung zur meditativen
Versenkung finden zusammen. Diese Werke bedürfen
keiner von außen herangetragenen Sinn suchenden
Interpretationen, sondern sie fordern eine Akzeptanz
ihrer figürlichen Präsenz.
Anna Martha Napp hat Werke hoher Dringlichkeit
geschaffen.
Großmutter mit Decke, 2011 / Großmutter sitzend, 2011
Großmutter auf dem Stuhl, 2011
Die Bildnisse ihrer Großmutter sind aus dem Jahr ihres
Diploms, der Beginn ihrer freiberuflichen Arbeit als
Bildhauerin, damit schlägt sie ihr Programm auf, die
emotionalen Beziehungen zum Dargestellten in plastische Form
zubringen. Zweifelsohne, das wird jeder empfinden, waren die
Bindungen zur Großmutter besonders eng. So etwas zu
vermitteln, schafft keine erdachte Form, mag sie noch so
kompliziert oder spannungsreich sein.
Ob Mensch, ob Tier, ob Plastik oder Medaille, die Figur wird
der Gegenstands ihres bildhauerischen Schaffens bleiben.
»Die Bildwerke der Großmutter von Anna Martha Napp handeln
von dem, was sich der Aussage entzieht, was den Redenden
sprachlos stehen lässt. So variantenreich, wahrhaftig und
berührend sind diese Figuren. Die Künstlerin blickt genau
hin, zugleich voller Herzlichkeit und Respekt. Was ich sehe,
hat mich bewegt. Die Künstlerin lässt uns durch diese Werke
mitfühlen. Das gelingt ihr, weil sie auf einem avancierten
Niveau von Fertigkeiten arbeitet. Und weil sie das innere
Band, das sie mit ihrer Großmutter verbindet, ein lebendiges
Feld des Erlebens, hochgradig inspiriert hat.«
Christoph Tannert: Rede zur Vernissage der
Ausstellung am 15. 2. 2018 im stilwerk
Das gilt auch für ihre Porträts (weiterlesen auf der
nächsten Seite)