Gerne folgt Jutta Schölzel der gewachsenen Struktur des
Steins, in ihr sieht sie das dort eingeschlossene Bild vom
Menschen, das es zu befreien gilt, mit Hammer und Meißel,
bis es vor einem steht, wie sie es gesehen hat, das Bild.
Die Arbeit am Stein ist – so meine ich – ihr wichtigstes
Metier.
»Hier ist es ihr wichtig dem Stein so viel wie möglich von
seiner natürlichen Form zu belassen. ›Der Stein muss seine
Kraft behalten‹, sagt sie. So scheinen ihre Skulpturen aus
dem Stein zu wachsen, das fragmentarische wird zum
Bedeutungs- und Symbolträger.
Oft sind es Fundstücke, mit denen Sie arbeitet, deren Formen
ihr Quelle der Inspiration sind.
Hier erzeugt nicht die Idee die Form, sondern was die Natur
absichtslos hervorbringt ist Anstoß für die Ideen. Jeder
dieser Körper ist von einer so ergreifenden Einheit, so gar
nicht der Ergänzung bedürftig, dass man das Amorphe,
Unvollkommene vergisst. … Die Figuren von Jutta Schölzel
ruhen in ihrer bewegten Balance. Sie treffen den Moment, in
der ihre plastische Intensität für den Betrachter umschlägt
ins Gefühl für die eigene Existenz. Das macht diese Arbeiten
spannend und in ihrer Wirkung tief und nachhaltig.«
Dorothea Leins zur Ausstellung im Kunstflügel, Rangsdorf im
Jahre 2000
Torso, 2018, Alabaster auf Eisensockel
Durchaus gibt es aber auch dabei eine gewisse Spannbreite.
Ihre Köpfe entfernen sich in unterschiedlicher Weise vom
Stein, rücken unterschiedlich nahe an das menschliche
Antlitz heran, bei allen aber ist die malerische Oberfläche
nutzbringend im Stein vorgefunden.
Kopf, 2018, Alabaster / König, 1999,
Porphyr / Judith, 2020, Sandstein
|